150 Jahre SSV Schriesheim

Norbert Spether

Sportschützenkreis 7 (Weinheim)

150 Jahre Schützentradition und Schießsport an der badischen Bergstraße

Schriesheim. Ein ganz außergewöhnlicher Anlass mit einem zweitägigen Jubiläumsprogramm erwartete die Schützenfamilie des Kreises sowie Ehrengäste aus Kommunalpolitik und regionalen Verbänden am zweiten Juliwochenende im historischen Zehntkeller der Altstadt. Dort hatte der SSV Strahlenburg 1874 e.V.Schriesheim zu seiner 150 – Jahr Feier eingeladen. Eröffnet wurden die Feierlichkeiten am Freitag im Rahmen eines würdigen Ehrungsabends unter musikalischer Begleitung der Jagdhornbläsergruppe Schriesheim. Moderiert wurde der offizielle Teil der Veranstaltung von dem langjährigen Vereinsmitglied Dr. Thomas Müller. Die Gäste kamen zahlreich und die Tischreihen waren schnell gefüllt. Für den Samstag war mit dem Live – Auftritt der bekannten Schriesheimer T – Band und „handgemachter“ Musik ausgelassene Partystimmung angesagt. Die Anfänge des seit Gründung des Deutschen Schützenbundes im Jahre 1861 ältesten und aktuell drittgrößten Kreisvereins reichen zurück bis in Aufbruchstimmung der sogenannten Gründerjahre. Neben Geselligkeit und sportlichem Wettstreit war damals in der Satzung als Vereinszweck ebenso die Unterstützung von erkrankten Mitgliedern festgeschrieben worden. Dies war in der Sprache der Zeit vor allem Ausdruck eines besonderen Zusammenhalts. Ein ausgeprägtes Solidaritätsverständnis, das in der langen Vereinsgeschichte trotz vieler Rückschläge und Widrigkeiten von den inzwischen rund sechs Schützengenerationen immer wieder mit Leben erfüllt wurde und weiterhin wird. Grund genug für Oberschützenmeister Georg Berg, wie er in seinem Grußwort betonte, mit Stolz diesen Verein führen und zuversichtlich in die Zukunft blicken zu dürfen. 150 Jahre Schützenwesen und Schießsport in Schriesheim stehen für Beständigkeit und Tradition. Werte, die aus der Reihe der Gratulanten gerne aufgegriffen wurden.Bürgermeister Christoph Oeldorf würdigte den Jubelverein, der selbstverständlich das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt in seinem Wappen trägt, als Aktivposten in einer lebendigen Stadtgemeinschaft und schloss seine Glückwünsche mit folgendem Zitat: „Tradition ist kein Anker, der uns festhält, sondern ein Kompass, der uns den Weg weist.“ Eine im wahrsten Sinne des Wortes majestätische Würdigung wurde derVeranstaltung durch Ylva Neuert zuteil. Als amtierende Weinprinzessin für den Bereich Kraichgau und Badische Bergstraße – so der vollständige protokollarische Titel – freute es die Schriesheimerin besonders, den Schützenverein ihrer Heimatstadt zum runden Geburtstag beglückwünschen zu können. Auch das ist gelebte Tradition in der bedeutendsten Weinstadt an der Badischen Bergstraße. Für die Sportverbände gratulierten Manfred Riehl, 2. Vizepräsident des Badischen Sportschützenverbands, und Gerhard Schäfer, Vizepräsident des Badischen Sportbundes. Ihre Botschschaften an die Festgäste: Herausforderungen annehmen, anpassungsfähig bleiben, Tradition neu gestalten und den Sport als Teil der Kultur undInvestition für die Zukunft begreifen. Bei aller unbestrittenen Notwendigkeit für ein klar definiertes Waffenrecht wird aber gerade das beim Schießsport zu einer zunehmend schwierigeren Aufgabe. Ständige Verschärfungen, Ergänzungen und immer mehr kleinteilige Bestimmungen innerhalb weniger Jahre, die obendrein noch über EU – Vorgaben hinaus gehen, bringen selbst Fachleute und Waffenbehörden an ihre Grenzen. Die Verantwortlichen in den Schützenhäusern sind mit einer überbordenden Bürokratie konfrontiert, die den eigentlichen Sport zwangsläufig zur Nebensache, wenn nicht gar unmöglich macht. Deswegen sieht Riehl seinen Dachverband ausdrücklich auch als Service für die Vereine, um diese komplexe Problematik aufgreifen und mit sachlichen aber ideologiefreien Argumenten an die Vertreter von Behörden und Politik adressieren zu können. Die Glückwünsche im Namen des Schützenkreises und seiner Kreisvereine überbrachte Helge Rönnau und dies erstmals in offizieller Mission als „frischgekürter“Kreisschützenmeister des Sportschützenkreises 7 (Weinheim). Schon als ehemaliger Kreissportleiter hatte er den SSV Strahlenburg für sein herzliches Miteinander, den ambitionierten sportlichen Einsatz in vielen Großkaliberdisziplinen und seine tatkräftige Unterstützung bei Meisterschaften kennen und schätzen gelernt.„150 Jahre hat man nicht alle Tage, also lasst es ordentlich krachen“! gab Rönnau den Gastgebern für die weiteren Festivitäten mit auf den Weg und verwies dabei auf eine kleine Anekdote aus der Vereinsgeschichte. Denn dass die Schriesheimer Schützen gebührend feiern können, ist in der beachtlichen Vereinschronik sogar amtlich dokumentiert. Bereits 1897 war anlässlich der Fahnenweihe auf dem Festplatzmit immerhin ca. 3000 Besuchern vom zuständigen Gendarmen aus Ladenburg festgehalten worden, dass„nach dem ordentlichen Zuspruch an den Schriesheimer Wein“ mit Ausnahme einiger Wortstreitereien und Tätlichkeitken am Bahnhof kurz vor Abfahrt der Züge das Fest ohne weitere Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung verlaufen sei. Die damals neu geweihte Vereinsfahne blieb allerdings seit dieser Zeit verschwunden und über deren Verbleib wird bis heute gerätselt. Im Schlussakt der Veranstaltung bat Oberschützenmeister Berg zur Ehrung verdiente Mitglieder auf die Bühne. Als Säulen des Vereins haben sie durch ihren engangierten Beitrag den SSV Strahlenburg zu dem gemacht, was er heute in der Region ist, ein feste Größe mit Zukunft zur Pflege des Schützenwesens und des Schießsports.

Spe.